Das Motto der 24h Tour 2004 lautete ganz klar FUN, FUN, FUN. So verwunderte es nicht, dass die Strecke neben zwei geplant schweren Anstiegen und Abfahrten, lange Fahrten durch noch längere Täler vorsah. So sah auf der Karte alles recht leicht aus. Scheinbar ist es aber nicht so wichtig jeden kleinen „Hügel“ in einer Straßenkarte einzuzeichnen, jedenfalls verschwieg die Karte uns so einiges.

Doch der Reihe nach…
Die Tour aus dem letzten Jahr lehrte die Ideenspender Kay Kleinschmidt und Benjamin Spallek so einiges. So lernte man beispielsweise, dass harte Sättel etwa nach 12 Stunden ein tagelang stechend schmerzendes Hinterteil verursachen. Man hatte außerdem die Erkenntnis gewonnen, dass sperriges Gepäck auf Dauer lästig wird – und, und, und. So zogen an diesem sonnigen Pfingstmorgen statt 2 Fahrern gleich 5 Fahrer los. Begleitet wurden sie durch eine aufgeweckte und allseits verfügbare Crew, die verteilt auf 2 Autos die Fahrer unterstützte.

Startpunkt der Tour war Gotha, welches unter den Lesern recht bekannt sein sollte. Die Tour führte uns im Morgengrauen von Dorf zu Dorf zum Fuße des Rennsteiges, nach Tambach-Dietharz. Hier stand der erste schwere Anstieg an, welchen nach einem kurzen Frühstück beim Sonnenaufgang aber alle relativ problemlos erkurbelten.
Oben angekommen ging es, nach einem geschwinden Photoshooting, in die Abfahrt, die uns bis nach Schmalkalden bringen sollte. So stürzten sich die fünf Biker gefolgt oder teilweise angeführt durch die beiden Begleitfahrzeuge ins Tal. Nach nur wenigen Kurven waren die Bremsen auf Temperatur und man konnte, je nach Geschmack, Windschattenfahren veranstalten oder einfach „laufen lassen“. So wurden Tempi zwischen 50km/h und knappen 65km/h erreicht. Knappe Abfahrtszenarien mit Autos und eng beieinander fahrenden Bikern waren an der Tagesordnung. Gott sei dank ging alles zu schnell um, als über die möglichen Gefahren ernsthaft nachzudenken. Nach einigen schnellen Kurven bekamen manche Autofahrer leichte Verständigungsprobleme mit ihren Bremsen, fingen diese doch urplötzlich an zu rauchen. Versuche, sie zu überzeugen, solche Marotten sein zu lassen (schließlich würde es ja auch stinken), blieben anfangs erfolglos. Erst nach einer kurzen Diskussion mit der Bremsanlage normalisierte sich diese und machte wieder das, was sie sollte. So konnte es also gemütlich weitergehen bis Schmalkalden. Dort lag nun also das erste der beiden geplanten Höhenmeter-Highlights hinter uns.

Es folgte ein recht ruhiger Trip bis zum nächsten Streckenpunkt Meiningen. Dort angekommen, war ein Halt und eine längere Pause beim ungenannten inoffiziellen Versorger natürlich nicht zu vermeiden. Nach vielem Dummschwatzen, Rumblödeln und Sattelwechseln setzte sich der Trupp Richtung Schleusingen erneut in Bewegung. Laut Karte stand uns ein langes Tal bevor dessen Endpunkt durch Schleusingen markiert wurde. Aus Meiningen heraus jedoch führte uns erst einmal ein nicht zu verachtender Berg. Atemberaubend war die Talfahrt gleich im Anschluss. (Wer die Tourdaten von 2003 aufmerksam gelesen hat wird wissen, dass es galt, 75 km/h zu knacken. Unten angekommen zeigte der Tacho jedoch nur 74,6km/h à „SCHEISSE“ dachte sich Rekordhalter Spallek). Unten im Tal sagten sich die meisten Teilnehmer noch: „Gut, ein Berg mehr oder weniger ist ja auch nicht schlimm“. War ja an sich auch mal ganz lustig, sich vor lauter Hitze den Winter zurück zusehnen, die Autofahrer mit einem Grinsen im Gesicht an einem vorbeiziehen zu lassen und die Abfahrt danach zu genießen. Zu diesem Zeitpunkt verließ uns leider das zweite Begleitfahrzeug.

Es ging weiter in einem einzigen Auf und Ab durch das „Tal voller Hügelchen“. Diese „Hügelchen“ entpuppten sich dabei als so steil, dass man sich beinahe genötigt sah, aus seinem zum Glück nicht vorhandenen Rucksack eine Bergsteigervollausrüstung zu zaubern. Doch jeder erklomm diese „Hügelchen“, wenn auch teilweise in Gängen, die einen vermuten ließen alles zu tun, nur nicht voran zu kommen. Belohnt wurde man mit recht zügigen Abfahrten, die von den meisten Fahrern einiges an Fahrgeschick forderten. Sei es bei plötzlichen 90-Grad-Kurven oder Bodenwellen, Langeweile kam nie auf. Belohnt für die Abfahrten wurde man wiederum mit senkrecht anmutenden Asphaltwänden. Besonders aufbauend war zu dieser Zeit das Begleitfahrzeug, welches regelmäßig an den Fahrern vorbeizog. Belohnt hat uns die Crew aber mit Energieriegeln in rauen Mengen und manchmal sogar mit etwas zu Trinken. Und wenn die Möglichkeit bestand, gab es auch ein wenig Musik für die schwitzenden Radler. So kämpfte sich der Trupp also langsam bis kurz vor Schleusingen durch. Die letzte, ziemlich „potente“ Abfahrt genossen nochmals alle. Gerade weil nicht alle gleich das Potential der Abfahrt erkannten, verwunderte es doch, dass der Tacho am Ende 76,4 km/h anzeigte. GESCHAFFT *g* (dachte sich wohl nur einer :).

In Schleusingen wurde erst einmal eingekauft und wieder eine längere Pause bei unserem ungenannten Versorger eingelegt. Auch ein 2. Begleitfahrzeug vervollständigte wieder die Gruppe. Unser nächstes Ziel hieß Ratscher Stausee. Es hat gedauert! Doch wir haben ihn gefunden. Nachdem die Parkplatzgebühr entrichtet worden war, dauerte es auch nicht lange, bis alle auf den Decken saßen und begannen „rumzublubben“. Als die Gruppe jedoch anfing zu „quaken“, „muhen“ und zu „kleffen“ hielt es die Begleitung für besser aufzubrechen. Das zweite Highlight stand vor der Tür.

Es ging zurück über den Rennsteig nach Ilmenau. Das Teilstück führte uns durch ein Tal (diesmal aber ohne „Hügelchen“), durch ein paar verschlafene Dörfer bis an den Fuß des Berges, von wo an es recht lange und kontinuierlich bergauf ging. Es war nicht schwer, sich in eine Voralpenlandschaft versetzt zu fühlen. Doch auch hier gab es niemanden, der absteigen wollte oder auf eine Pause drängelte. Der Wille, die 24 Stunden durchzuhalten, peitschte alle Fahrer an ihre Grenzen. Auf dem Kamm angekommen wurde erstmal gut gespachtelt und wie die ganze Zeit natürlich rumgealbert. Frisch gestärkt ging es weiter auf dem Kamm durch zwei kleine Ortschaften. Die erhoffte Abfahrt ließ dann aber selbst nach den Dörfern noch eine ganze Weile auf sich warten. Diese Zeit überbrückte man durch Windschattenfahren und Möchtegernkreiseln. Langsam aber sicher wurde die Straße dann steiler, man ließ rollen. Doch scheinbar bemerkte keiner, dass dies schon die erhoffte Talfahrt ist. Erst spät, aber rechtzeitig, begann man zu spekulieren, zu kapieren und zu beschleunigen. Hier rollte jeder mit mindestens 60km/h. Gebremst haben glaub ich wenige. Und das, obwohl die Straßenverhältnisse immer schwieriger wurden – Bodenwellen und Schlaglöcher. Nur der Ansporn des Einen, den Geschwindigkeitsrekord von 2003 zu knacken, war der Auslöser für den Anderen, ihn heimzufahren. Im Endeffekt also… Teamwork – bezeichnend für diesen Tag.

Nach dem wirklich langen Geschwindigkeitsrausch stand der neue Rekord. 80,1km/h ließ der Tacho verlauten. Der Rekordhalter… blieb der alte. Obwohl Doping mit einer größeren Übersetzung nicht auszuschließen ist – doch das entscheiden die Tourkontrolleure :).

Mit Ilmenau war nun auch das nächste Etappenziel erreicht. Nach einer kurzen Verschnaufpause mit zitternden „Abfahrtsbeinen“, rasendem Herzschlag und Massen an Adrenalin im Blut ging es auf in Richtung Arnstadt. Die Berge lagen hinter uns, dachte jeder, oder hofften wir es nur? Ich weiß es nicht. Fakt ist, dass jegliche Illusion noch im Stadtgebiet von Ilmenau von einer weiteren Asphaltwand genommen wurde. Der anschließende Teil der Strecke führte uns durch viele kleine Dörfer, an Feldern vorbei und direkt in den Sonnenuntergang. Ein paar letzte Fotos bei Tageslicht an einem Rapsfeld bildeten den Rahmen für die Pause vor Arnstadt, welches wir zum Einbruch der Dämmerung erreichten. Auffallend war zu dieser Zeit, dass die Gruppe ruhiger wurde, man bemerkte erste Ermüdungserscheinungen bei allen Beteiligten. Trotz alledem wurde immer wieder durch Einzelne versucht, die Erschöpfung durch Tempoforcierung zu übertuschen. Sicher vor hinterhältigen Sprüchen und Sticheleien war man dabei nie :). Der Ruf nach einer längeren Pause und neuer Nahrung wurde indes immer lauter. So entschloss man, bis nach Erfurt zu fahren und dort die Grundbedürfnisse zu befriedigen. Die bevorstehende Pause beflügelte jeden Fahrer nochmals, so ging es recht zügig voran. Vielleicht zu zügig, so fragte ein Fahrer eines Begleitfahrzeuges, ob er sich in unseren Windschatten hängen dürfe. Hm gut, könnte auch sein das er Windschatten spenden wollte. Genaueres weiß man nicht.

Erfurt erreichten wir pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit. Hier trennten wir uns dann das erste und einzige Mal von den Bikes, sie mussten zusammengeschlossen hinter der Thüringenhalle die nächsten zwei Stunden ausharren. Wir setzten uns in die Autos und überfielen Tesses Oma, nagut, besser gesagt ihr Bad. Nach einem Schwung Wasser im Gesicht ging es weiter zu einer Insider-Pizzeria. Dort hatte man scheinbar nur auf uns gewartet. Denn der Tisch besaß großzügigerweise extra Haltegriffe für die müde Gruppe. Als die Bedienung schließlich die Bestellung aufnehmen wollte, dachte sich sicher jeder nur „Blubb“, doch hatten sich alle im Griff und blamierten uns nicht allzu sehr. Nachdem fast alle ein großes Glas Cola intus hatten, wurden sie so langsam wieder etwas munterer und Dummschwatzen wurde wieder gefördert. Als letztes für Erfurt standen, wie schon bei der letzten Tour, noch Gruppenbilder vor dem herrlich beleuchteten Dom auf dem Programm. Dumm nur, dass Erfurt nicht mal Geld für Yellow-Strom hat. Denn der Dom war dunkel. Danke Erfurt! Also ging es mehr oder weniger direkt zu den Bikes zurück. Nach längerem Vorbereiten auf die Weiterfahrt, Licht galt es anzubringen, Flaschen zu befüllen und warme Klamotten anzuziehen, ging es weiter. Quer durch Erfurt bis zum Flughafen. Dort trafen wir das letzte Mal auf unsere Begleitcrew, die auch schon mal wacher aussah. Gegen 2:00 Uhr sind wir dann in Richtung Gotha gestartet. In für die Uhrzeit beachtlichem Tempo fuhren wir durch die Nacht. Immer rufend: „Auto von vorn, Auto von hinten“, um uns rechtzeitig durch Licht vom dunklen Asphalt abzuheben. Zu erwähnen sei, dass bei 5 Fahrern nur zwei Vorder- und zwei Rückleuchten zur Verfügung standen, und mit Batteriestrom natürlich möglichst sparsam umzugehen war. Bis zum einstigen Startpunkt, dem Schlachthof, harmonierte die Gruppe. So wie den ganzen Tag schon.

Am Schlachthof erwartete uns unsere Crew, die nichts Besseres zu tun hatte, als zu schlafen :). Die Tour war an sich vorbei, über 230km abwechslungsreicher Streckenabschnitte lagen hinter uns! Es waren alle durchgefahren, keiner gab auf und es brach sich ausnahmsweise mal niemand den Arm, auch wenn es genug Möglichkeiten dazu gab. Man ließ die Tour gemeinsam Revue passieren. ES WAR EINMALIG, lautete die einstimmige Meinung. Schließlich setzten sich alle in Richtung Bett in Bewegung. Martin und Frank nach Günthersleben, Kay zum Galbergweg, Matthias B. nach Gräfenhain, Ben nach Tambach-Dietharz, Martin T. zurück nach Erfurt, Matthias T. zum Hauptmarkt und Susanne ins Gothaer Westviertel (nun gut, sie bewegte sich nicht selber).

Und was lernen wir aus der Tour? Na ja, sicher jeder etwas anderes, aber eines haben wir alle zusammen gelernt: „Im Zweifelsfall ist der Weg der uns bergauf führt IMMER richtig!“.

Und so viele Hochs und Tiefs wie wir in 24 Stunden erlebt haben macht manch einer in einem ganzen Leben nicht durch. :)

 
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31.07./01.08.2010
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